Es ist Frühling, die ersten wärmenden Sonnenstrahlen sind am blauen Himmel und vor den Eisdielen stehen die Menschen, wie an einer Perlenkette aufgereiht, um eine kühle Köstlichkeit zu ergattern. Da bin ich dabei. Ich mag Eiscreme. Himbeereis hat es mir dabei besonders angetan. Du magst Dich fragen was das mit Empathie im Alltag zu tun hat? Ich denke, wenn ich mir für etwas , dass ich mag selbst Einfühlung geben kann, dann wird es mir ebenso im umgekehrten Fall gelingen.
Lass uns beginnen.
Auch wenn der Prozess ein wenig früher beginnt, nämlich bei der Wahrnehmung der Sonnenstrahlen bei gleichzeitiger Sichtung einer Eisdiele und der Entscheidung für Himbeereis, gehe ich hier davon aus, dass ich die Eistüte mit dem Himbeereis bereits in der Hand halte.
ich sehe das Himbeereis mit dem seiner rosa-rötlichen Farbe. Ein Farbton der ungeschminkten und gut durchblutete Lippen ähnelt. Ich spüre Vorfreude auf den ersten Happen. Das Eis berührt meine Lippen. Es ist angenehm kühler als die Umgebungstemperatur. Die Konsistenz meines Himbeereises ist so weich, dass ich eine so große Menge von der cremigen Eiskugel (die nur mit viel Fantasie die Form einer Kugel hat) aufnehmen kann, dass sich der fruchtige Himbeer-Geschmack auf meiner Zunge entfalten kann. Ich spüre wie die Eismenge schmilzt und meinen ganzen Mund und Rachenraum erfrischt. Schließlich sind noch einige kleine Körnchen in meinem Mund, die sich leicht zerbeißen lassen. Ich nehme das Himbeereis visuell, haptisch und geschmacklich wahr.
Und was empfinde ich dabei?
Zunächst empfinde ich puren Genuss der mich per se beglückt. Ich freue mich über die Farbe, der Geschmack begeistert mich und ich fühle mich durch die Kühle des Eises angenehm erfrischt. Ich bin dankbar, dass der Eismann so eine leckere Rezeptur hat und dankbar, dass ich mir diese Köstlichkeit leisten kann. Nach dem Verzehr des Himbeereises bin ich zufrieden, satt und energiegeladen, denn durch die Kalorien fühle ich mich gestärkt.
Jetzt stellt sich die berüchtigte Frage, weshalb mir Himbeereis schmeckt und anderen Menschen eben nicht. Ich vermute, es wird sich während meiner Geschmacksentwicklung so eingestellt haben. Angenehme Erinnerungen mit angenehmen Gefühlen werden auch durch Geschmäckern verankert. So dass sich später bei diesem Geschmack auch wieder dieses Gefühl einstellt. Auch ohne, dass die Situation in die Erinnerung tritt.
Erfüllte Bedürfnisse
All das angenehme Empfinden liefert Hinweise darauf, dass einige Bedürfnisse erfüllt sind. An der Eistheke habe ich die Freiheit für welches Eis ich mich entscheide. Durch die Bezahlung leiste ich einen finanziellen Ausgleich und kann zur Existenzsicherung des Eismanns beitragen.
Während des Verzehrs entspanne und nähre ich mich. Ich komme in Verbindung mit meiner unspezifischen Erinnerung und auch mit meiner Körperwahrnehmung. Ich bin fürsorglich und einfühlsam mit mir selbst, wenn ich das Himbeereis achtsam verzehre.
Ist es nicht erstaunlich wie viele Bedürfnisse erfüllt sein können? Mir erscheint, dass Himbeereis genießen zumindest für mich eine geeignete Strategie ist, um mir einige Bedürfnisse zu erfüllen.
Nun mag es sein, dass Dein Geschmack ein völlig anderer ist und Du gar nicht nachvollziehen kannst, dass ich Himbeereis so sehr genießen kann. Dann stelle Dir etwas vor, dass Du gut genießen kannst. Vielleicht ist es ein Eis in anderer Geschmacksrichtung, vielleicht ist es ein Gemüse oder irgendein anderes Nahrungsmittel.
Was nimmst Du beim Genuss Deiner Lieblingsspeise wahr? Welche Gefühle stellen sich ein und welche Bedürfnisse sind bei Dir erfüllt?
Die Bewusstheit die Gefühle wahrzunehmen und Bedürfnisse zu ergründen fällt unter Umständen in angenehmen Situationen leicht. Von daher kann ich nur empfehlen mir selbst auch in beschwingten Situationen Einfühlung zu geben, damit es mir mir in aufgeheizten, angespannten Situationen auch leichter fällt.
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