Peter H. Schmitt | Mediation Coaching Training

PeterHSchmitt_Portrait s/w klein

Empathie: Warum sie im Umgang mit anderen Menschen entscheidend ist.

Wenn wir Empathie schenken – uns selbst oder anderen –, sollten wir verstehen, was Empathie wirklich bedeutet. Empathisch zu sein heißt, unsere Aufmerksamkeit ganz auf die Gefühle und Bedürfnisse unseres Gegenübers zu richten und diese Person im Hier und Jetzt zu begleiten. Aber wie unterscheidet sich Empathie eigentlich von Mitleid oder Sympathie? Während Mitleid ein gewisses „von oben herab“-Gefühl vermitteln kann – etwa „Du Arme*r, das tut mir leid für dich“ – bedeutet Sympathie eher, dass wir eigene Situationen ins Gespräch einbringen – etwa “Ich weiß genau was Du meinst”. Empathie geht einen Schritt weiter indem man sich versucht auf Augenhöhe einzufühlen. Es geht darum, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen, ohne zu bewerten oder zu urteilen.

Was ist Empathie – und wann brauchen wir sie?

Empathie ist nicht immer erforderlich. Manchmal hilft eine klare Antwort mehr, wie zum Beispiel bei der Frage nach der Funktionsweise des Fahrkartenautomaten am Bahnhof. Aber wann genau ist Empathie nötig? Vor allem dann, wenn Menschen emotional belastet sind – etwa durch Ärger, Scham, Trauer, Frustration, Stress oder Angst. Empathie bedeutet dann, wirklich präsent zu sein und zuzuhören, anstatt sofort Lösungen anzubieten oder Probleme zu analysieren.

Ein Beispiel aus meinem Leben zeigt, wie kraftvoll Empathie wirken kann. Während meiner Studienzeit machte ich mit meinem Freund Urlaub in Österreich. Wir verließen spät abends eine Disco. Plötzlich folgte uns ein Fremder, der offensichtlich eine Schlägerei suchte. Aus welchen Gründen auch immer, hatte er mich im Visir. Statt auf seine Aggression einzugehen, fragte ich ihn, was los sei, und hörte ihm zu. Nach einer Weile erzählte er mir von seinem schlechten Tag und der Trennung von seiner Freundin. Die Spannung löste sich, und letztlich fuhr er uns sogar nach Hause. Empathisches Zuhören half, die Situation zu deeskalieren und einen unnötigen Konflikt zu vermeiden.

Dieses Beispiel zeigt, dass Empathie oft die bessere Wahl ist, auch wenn schnelle Lösungen oder Konfrontationen naheliegend erscheinen. Durch Empathie entstehen echte Verbindungen – und manchmal sogar positive Wendungen, wie in meinem Fall.

Warum reagieren wir nicht automatisch empathisch?

Empathie hat die Kraft, Missverständnisse zu klären, Vertrauen zu schaffen und Verbundenheit zu fördern. Warum fällt es uns dann oft so schwer, automatisch empathisch zu reagieren? Häufig greifen wir unbewusst auf die zwölf Kommunikationssperren zurück, die der Psychologe Thomas Gordon beschrieben hat. Diese Sperren sind oft tief in unserer Kommunikationsweise verankert. Sie entstehen aus Automatismen, die uns vermeintlich helfen sollen, Kontrolle über eine Situation zu behalten – sei es durch Ratschläge, Bewertungen oder Ablenkungen.

Stellen wir uns vor, du erzählst in einem Bekanntenkreis:
„Durch die neuen digitalen Tools wird mein Lebenspartner voraussichtlich im nächsten Jahr seinen Job verlieren.“
Die Reaktion deines Gegenübers könnte die Art der Kommunikation stark beeinflussen. Hier sind 12 typische Kommunikationssperren, die häufig auf eine solche Aussage folgen können:

Die 12 Kommunikationssperren nach Thomas Gordon

  1. Befehlen, Dirigieren, Anweisen:
    „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber. Dein Partner muss halt jetzt einfach weitermachen und sich neu orientieren.“
    – Diese Antwort lenkt die Situation in eine bestimmte Richtung, ohne auf deine Gefühle oder die Situation einzugehen. Sie wirkt kontrollierend und missachtet dein Bedürfnis nach Verständnis.
  2. Warnen, Drohen, Ermahnen:
    „Wenn er jetzt nichts ändert, könnte das richtig schlimm werden. Ihr solltet euch darauf vorbereiten!“
    – Diese Reaktion verstärkt die Unsicherheit und macht Angst, statt Empathie zu zeigen.
  3. Moralisieren, Predigen, „Sollte“-Botschaften:
    „Dein Partner sollte dankbar sein, dass er überhaupt so lange einen Job hatte. Andere haben es viel schwerer.“
    – Hier wird deine Sorge abgewertet und moralisch bewertet. Diese Antwort ignoriert, dass jeder Verlust individuell belastend ist.
  4. Beraten, Lösungen geben:
    „Sag ihm, er soll sofort anfangen, Bewerbungen zu schreiben. So schwer ist das doch nicht.“
    – Ein schneller Rat, der die Komplexität der Situation und deine Emotionen ignoriert.
  5. Kritisieren, Urteilen, Blamen:
    „Naja, vielleicht hat er die Entwicklung einfach verschlafen. Es ist ja schon lange klar, dass digitale Tools kommen.“
    – Diese Antwort gibt deinem Partner (oder dir) die Schuld und kann verletzend wirken. Sie stellt die Verantwortung auf eine Weise dar, die nicht konstruktiv ist.
  6. Interpretieren, Analysieren, Diagnostizieren:
    „Vielleicht regst du dich nur so auf, weil du dir selbst Sorgen um deine Sicherheit machst.“
    – Diese Reaktion stellt Vermutungen an, anstatt auf deine echten Gefühle einzugehen. Sie wirkt überheblich und unverbunden.
  7. Beruhigen, Trösten, Unterstützen:
    „Das wird schon wieder. Die meisten finden doch heutzutage schnell etwas Neues.“
    – Diese Antwort versucht, zu beruhigen, ohne wirklich auf die tieferen Sorgen einzugehen. Sie wirkt oberflächlich und lässt dich mit deinen Ängsten allein.
  8. Fragen, Nachforschen, Verhören:
    „Warum hat er denn nicht schon früher nach Alternativen gesucht? Hat er die Warnsignale übersehen?“
    – Diese Antwort ist eine Untersuchung deiner Situation, was sich eher wie eine Schuldzuweisung anfühlen kann, statt mit dir in einem mitfühlenden Gespräch zu bleiben.
  9. Ablenken, Vom Thema ablenken, Themenwechsel:
    „Ach, lass uns über was anderes sprechen. Habt ihr eigentlich schon Urlaub geplant?“
    – Diese Reaktion weicht sofort vom Thema ab und zeigt Desinteresse an deinem Anliegen. Das Bedürfnis nach Mitgefühl wird nicht wahrgenommen.
  10. Beschimpfen, Verspotten, Beschämen:
    „Das ist ja wieder typisch! Anstatt rechtzeitig was zu machen, wartet er bis zum letzten Moment.“
    – Eine solche Aussage ist direkt herabsetzend und schafft keine Verbindung. Sie zieht dich oder deinen Partner ins Lächerliche und ignoriert die tatsächliche Problematik.
  11. Loben, Zustimmen:
    „Du bist doch so stark, du wirst ihn schon motivieren, dass alles wieder ins Lot kommt.“
    – Diese Antwort verschiebt den Fokus von der eigentlichen Problematik auf deine Stärke, ohne das zugrunde liegende Bedürfnis nach Unterstützung oder Verständnis zu berücksichtigen.
  12. Zurückziehen, Ins Lächerliche ziehen, Abwehren:
    „Ach komm, halb so wild. In einem Jahr ist das eh wieder vergessen.“
    – Diese Antwort ignoriert deine Sorge und behandelt das Thema als irrelevant, was das Gefühl der Abwertung verstärkt.

Wie könnten empathische Reaktionen aussehen?

Statt auf eine der Kommunikationssperren zurückzugreifen, könntest du empathisch reagieren, indem du auf die Gefühle und Bedürfnisse deines Gegenübers eingehst. Hier sind einige Beispiele, wie ein empathisches Zuhören und Verstehen aussehen könnte:

  • Gefühle anerkennen:
    „Das klingt wirklich belastend. Ich kann mir vorstellen, dass du dir gerade viele Sorgen machst.“
    – Diese Antwort zeigt Mitgefühl und öffnet den Raum für ein weiteres Gespräch.
  • Bedürfnisse vermuten:
    „Vielleicht brauchst du gerade Klarheit oder jemanden, der einfach zuhört?“
    – Diese Reaktion spricht das Bedürfnis nach emotionaler Unterstützung an, ohne Lösungen aufzuzwingen.
  • Raum für Austausch geben:
    „Magst du mir erzählen, was dir an der Situation am meisten zu schaffen macht?“
    – Indem du dem anderen Raum gibst, seine Gedanken und Gefühle zu äußern, wird die Kommunikation offen und einfühlsam.

Empathie im Alltag üben

Empathie ist keine angeborene Fähigkeit, die nur wenige besitzen. Sie ist eine Haltung, die wir alle entwickeln können. Der erste Schritt ist, sich unserer eigenen Kommunikationsmuster bewusst zu werden und zu reflektieren, wie wir auf andere reagieren. Ein Moment des bewussten Zuhörens kann oft mehr bewirken als die beste Lösung oder der klügste Ratschlag.

Wann hast du zuletzt erlebt, dass empathisches Zuhören eine schwierige Situation entschärft hat? Wenn du magst, teile deine Erfahrungen – und lass uns gemeinsam lernen, wie wir einfühlsamer miteinander umgehen können.

Um Deine Fähigkeiten zum Empathischen zuhören zu entwickeln, könntest Du z.B. Üben 2 Minuten nur zuzuhören ohne zu unterbrechen, dann mit eigenen Worten zusammenfassen und nachfragen, ob Du es sinngemäß wiedergegeben hast.

Hör doch mal rein: Podcast über Empathie und Kommunikationssperren (Coming soon)

Wenn dich das Thema interessiert, hör dir meinen Podcast an. Ich spreche darüber, wie wir empathisches Zuhören lernen und die zwölf Kommunikationssperren erkennen und überwinden können. Gemeinsam entdecken wir, wie Empathie unsere Beziehungen stärken kann.zwölf Kommunikationssperren an. Darin teile ich weitere Beispiele und Tipps, wie wir bewusster und empathischer kommunizieren können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommende Events

Dezember 2024

MO
DI
MI
DO
FR
SA
SO
25
26
27
28
29
30
1
Veranstaltungen für 30th November
Veranstaltungen für 1st Dezember
2
3
4
5
6
7
8
Veranstaltungen für 2nd Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 3rd Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 4th Dezember
Veranstaltungen für 5th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 6th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 7th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 8th Dezember
Keine Veranstaltungen
9
10
11
12
13
14
15
Veranstaltungen für 9th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 10th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 11th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 12th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 13th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 14th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 15th Dezember
Keine Veranstaltungen
16
17
18
19
20
21
22
Veranstaltungen für 16th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 17th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 18th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 19th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 20th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 21st Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 22nd Dezember
Keine Veranstaltungen
23
24
25
26
27
28
29
Veranstaltungen für 23rd Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 24th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 25th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 26th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 27th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 28th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 29th Dezember
Keine Veranstaltungen
30
31
1
2
3
4
5
Veranstaltungen für 30th Dezember
Keine Veranstaltungen
Veranstaltungen für 31st Dezember
Keine Veranstaltungen