Was machst Du konkret, um mehr Glück und Zufriedenheit zu erleben? Wartest Du bis das Gefühl einfach auftaucht oder wirst Du selbst aktiv? Ich werde nicht behaupten, dass ich dazu ein Patentrezept habe, aber ich mag gerne mein eigenes Erleben teilen, das wohl einiges mit Selbstwirksamkeit zu tun hat.
Am Jahresanfang hatte ich gesundheitliche Probleme und beschlossen, dass ich dieses Jahr meiner Gesundheit widme und vor allem mein Übergewicht so weit reduziere, dass mir meine Hosen wieder passen. Meine Lieblingsstrategie zur Gewichtsregulation war schon immer die Bewegung. So wollte ich mich auf das Nötigste beschränken und den Franziskusweg von Florenz über Assisi nach Rom pilgern. Eine Strecke von mehr als 600km bei der 20.000 Höhenmetern zu bewältigen waren, da sollten die Pfunde doch wie von alleine schwinden.
Im Mai startete ich und kam 25 Tage später in Rom völlig erschöpft, aber glücklich und zufrieden mit einem wiedergewonnenen Körpergefühl an. (Die Einzelheiten zu meinem Weg findest Du übrigens unter Ein guter Weg. ) Auf dem Weg selbst hatte ich alles was ich brauchte und meine Bedürfnisse waren täglich erfüllt.
Woher kam dieses Glücksgefühl, das ich zunehmend verspürte? Heute bin ich überzeugt, dass das selbstbestimmte Setzen und Erreichen von erreichbaren Zielen diesen positiven Effekt auf meine psychische und körperliche Gesundheit hatte. Ich war selbstwirksam.
Was ist Selbstwirksamkeit?
Es gibt viele Dinge in meinem Leben um die ich mich nicht kümmern muss, wenn ich es nicht will. So kann ich zum Beispiel mein Essen selbst zubereiten oder ich engagiere einen Koch oder ich gehe ins Restaurant. Es viele Wege wie ich zu einer Mahlzeit kommen kann. Vieles in meinem Leben kann ich “Outsourcen” oder “Deligieren”, wenn ich mich nicht selbst darum kümmern möchte. Allerdings gibt es Dinge die nur ich selbst erledigen kann. Ich kann niemanden beauftragen eine Sprache oder ein Musikinstrument für mich zu erlernen oder sich um meine Gesundheit zu kümmern. Der einzige der hier tätig werden kann bin ich selbst.
Wenn ich mich zurückerinnere, entwickelte ich (so wie nahezu alle Menschen) bereits im Alter eines krabbelnden Kindes meine Selbstwirksamkeit. Ich erlernte den aufrechten Gang, der mich noch schneller vorwärts bringen sollte. Wow! Was für ein Erfolgserlebnis! Es schien mir damals wohl Sinn stiftend zu sein, meine Energie in das Üben zu stecken, damit ich irgendwann ebenso aufrecht gehen kann, wie die Älteren in meiner Umgebung. Zugehörigkeit, Entwicklung und Effizienz sind die flankierenden Bedürfnisse die ich mir damit wohl erfüllte.
Albert Bandura erkannte in den 60er Jahren: die meisten Menschen beginnen nur dann mit einer Handlung, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie diese Handlung auch erfolgreich ausführen können. Menschen nehmen also im Umkehrschluss eine Herausforderung erst gar nicht an, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie diese Herausforderung nicht bewältigen können. Der Mensch benötigt eben eine Selbstwirksamkeits-Überzeugung.
Durch Selbstwirksamkeit können Menschen gesundheitsschädliche Verhalten ändern wie z.B. das Rauchen aufzugeben und den Alkoholgenuss reduzieren oder aber sportliche Leistungen zu steigern. Wenn ich selbstwirksam bin, dann habe ich die Kontrolle zurückgewonnen. Ich erlebe so ein Gefühl von “ich habe’s im Griff” und so fühlt sich auch Zufriedenheit an.
Wege zur Selbstwirksamkeit.
Um die eigene Selbstwirksamkeit zu erleben oder sogar zu steigern, braucht es nicht unbedingt die Erfahrung einer mehrtägigen Pilgerreise. Es beginnt in der Regel mit einer reinen Beobachtung und der Fragestellung was ich verändern möchte. Vielleicht beobachte ich, dass ein Bedürfnis in Schieflage geraten ist. Wenn alleine diese Beobachtung ein unangenehmes Gefühl hervorruft und ich mich entscheide, diesem vernachlässigten Gefühl mehr Aufmerksamkeit zu widmen, dann formuliere ich eine Bitte. Schließlich will ich mir dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Um die Wirksamkeit dieser Bitte zu steigern ist sie positiv formuliert, benennt konkrete und realistisch durchführbare Handlungen oder Verhaltensweisen. Außerdem erscheint sie erreichbar. Das heißt Du bist überzeugt,
- dass Du der Herausforderung gewachsen bist,
- dass es andere Personen gibt, die es bereits geschafft haben oder
- dass es andere Personen gibt, die überzeugt sind, dass Du es schaffen kannst. Gutes Zureden von engen Freunden kann Wunder bewirken.
Wenn Deine Bitte an Dich selbst zunächst ein wenig groß erscheint, dann unterteile sie in kleinere Häppchen, kleine Zwischenziele. Durch diese kleinen Zwischenziele erzielst Du in kürzeren Abständen Erfolge, wodurch auch Deine Selbstwirksamkeits-Überzeugung im Blick auf das Gesamtziel wächst. Quasi eine agile Vorgehensweise.
Auch wenn ich bereits vor Jahren Pilgererfahrungen auf dem Jakobsweg gesammelt hatte, so lagen diese schon einige Jahre zurück. Für mich war wichtig, meine Muskulatur zu trainieren und so wanderte ich an jedem Wochenende Strecken von 15-25km und lernte täglich ein paar Vokabeln italienisch, um mich mit der italienischen Bevölkerung zu unterhalten.
Wenn Du Dein Ziel am Ende erreicht hast, gibt Dir selbst Wertschätzung dafür und Feiere! Wenn Du es nicht allumfänglich erreicht hast, gibt Dir dennoch Wertschätzung dafür und feiere, dass Du es versucht hast und feiere, das was Du daraus gelernt hast.
Magst Du gerne mehr über Selbstwirksamkeit, Bedürfnisse und Empathie erfahren? Dann komm gerne zur Online Übungsgruppe oder in eines meiner Trainings. Wenn Du Fragen hast oder beitragen magst, dann hinterlasse einen Kommentar.